Was wir nicht hören wollen

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FAQ YOU Team

Laut einer Umfrage des Europarats gab ein Viertel aller Befragten an, wegen ihrer Sexualität angegriffen oder bedroht worden zu sein, fast die Hälfte berichtete von Diskriminierung. Noch immer erleben Menschen der queeren Community Ausgrenzung, Hass und Gewalt.  

 

Der Weg zu mir selbst

 

Triggerwarnung: Im Folgenden findest du einen persönlichen Beitrag zur Diskriminierungserfahrung. Diese Inhalte können triggern, d.h. traumatische Erinnerungen und Angst hervorrufen. Bitte überlege, ob du weiterlesen möchtest. 

 

Kim/Jim erzählt darüber, was diese Erfahrungen mit einem machen und wie they den Umgang damit gefunden hat. 

 

Ich bin Pansexuell Agender, was (für mich) bedeutet, mich weder in eine Geschlechterrolle einzufügen noch irgendwelche geschlechtlichen Präferenzen in der Liebe zu haben. Alle Menschen und Geschlechter sind ganz unterschiedlich, das macht es für mich aber umso spannender diese Menschen kennenzulernen.

Allerdings möchte ich meine Identifizierung nicht zu sehr auf die Goldwaage legen. Ich bin viel mehr als einfach "nur" ein queerer Mensch. Mich machen viel mehr und weitaus wichtigere Dinge aus, als bloß mein (nicht vorhandenes ;) ) Geschlecht bzw. meine Sexualität. Es zählt, was in einem Menschen steckt und nichts anderes.

 

Der Weg dahin, das so selbstsicher zu behaupten, war jedoch lang und holprig. Ich hatte anfangs gedacht, ich wäre ein Lesbisches Mädchen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich mich jedoch auch für alle anderen Geschlechter interessiere und bin so schlussendlich mit meinem Freund zusammengekommen.

Allerdings war der Weg zu meiner Identifizierung nicht leichter. Ich habe oft geweint und versucht, mich in irgendeine Geschlechterrolle „hineinzuzwängen", sei es Weiblich, Männlich, Non-Binary, oder etwas ganz anderes. Letztendlich hat jedoch nichts weiter gepasst. Irgendwann wusste ich es dann: ich bin agender. Es passte einfach: Keine Geschlechterrolle, kein Geschlecht an sich, so gesehen Neutral... Es ist war einfach perfekt.

 

Beides für mich zu akzeptieren, war nicht sehr leicht. Ich habe mich oft geschämt, wenn ich sagte, dass ich Pansexuell sei und mich als kein Geschlecht identifiziere. Dazu haben es mir meine "Freunde", die mich während einer sehr schweren Zeit einfach im Stich gelassen haben, nicht leichter gemacht. Dazu kommt, dass ich mir immer wieder Kommentare zu meinem Äußeren anhören muss.

Aber ganz ehrlich? Wenn es Menschen stört, wie ich bin, dann brauchen sie auch nicht Teil meines Lebens sein. Ich lebe nur einmal und das doch kurze Leben will ich mir nicht von dummen Sprüchen oder anderen Menschen vermasseln lassen!

 

 

Aber wo zeigt sich Diskriminierung oder Gewalt noch im Alltag?  

 

Triggerwarnung: Im Folgenden werden Zahlen und Daten über Einstellungen gegenüber Personen der queeren Community sowie über Diskriminierung & Gewalt im Alltag geteilt. Diese Inhalte können triggern, d.h. traumatische Erinnerungen und Angst hervorrufen. Bitte überlege, ob du dich diesem Reiz aussetzen möchtest. 

 

Als cis-heterosexuelle Person - also als Person, deren Geschlechtsidentität mit dem Geschlecht auf der Geburtsurkunde übereinstimmt und als Person, die sich zu Menschen des gegengeschlechtlichen Geschlechts romantisch oder sexuell hingezogen fühlt - ist man häufig unwissend über die Lebensrealität queerer Menschen. Es muss dir nicht unangenehm sein, wenn du dir bis zu diesem Beitrag noch keine weiteren Gedanken darüber gemacht hast.  

 

Als Nicht-Betroffene Person fällt es leicht diese negativen Themen auszublenden. Doch wenn du dich als Ally für die Rechte der queeren Community einsetzen möchtest, ist es wichtig, nicht wegzusehen. Erste Einblicke geben wir dir hier. 

 

Auch wenn unsere Gesellschaft zunehmend liberaler und inklusiver wird, liegt noch immer eine Menge Arbeit vor uns. Denn auch weiterhin zeichnen sich diskriminierende und homophobe Einstellungen ab.

 

Die Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage zu Einstellungen gegenüber lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen in Deutschland macht das deutlich. So geben dort knapp 10% an, Homosexualität unmoralisch zu finden. Etwa 18,3% stimmen zu, dass Homosexualität unnatürlich sei.  

 

Auch im öffentlichen Umgang mit Homosexualität zeigen sich noch immer homophobe Einstellungen. So wird bereits das öffentlich machen der eigenen Sexualität von mehr als einem Viertel (26,6%) der Befragten als unangemessen empfunden und sie wollen nicht mit dem Thema Homosexualität in Berührung kommen (26,5%). Auch im Zusammenhang mit eigenen Kindern liefert die Umfrage erschreckende Zahlen: kann 40% finden es unangenehm vom Outing ihrer Tochter (39,8%) oder Ihres Sohnes (40,8%) zu erfahren.  

 

Auch zum Thema Transgender liefert die Umfrage Zahlen: Knapp ein Drittel (33,2%) findet, dass trans zu sein, nicht normal ist. 

 

Doch nicht nur im Alltag, sondern auch am Arbeitsplatz sind die Zahlen erschreckend.

 

So sind etwa 14% der schwulen und 45% der bisexuellen Männer, 7% der lesbischen und 20% der bisexuellen Frauen, 31% der trans* Befragten und 40% der inter* Befragten am Arbeitsplatz ungeoutet. 23% der befragten Lesben, Schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen haben bei einer Umfrage innerhalb des letzten Jahres am Arbeitsplatz Diskriminierung erfahren. 

 

 

Dass das nicht ohne Auswirkungen bleibt, zeigen die Ergebnisse einer Studie mit Blick auf die Gesundheit der LGBTQI* Community.

 

Die Ergebnisse lassen annehmen, dass die verschiedenen Diskriminierungserfahrungen zu einer deutlich höheren psychischen und körperlichen Belastung als bei cis-heterosexuellen Personen führen. So sind Personen der queeren Community beinahe drei Mal häufiger von Depressionen sowie Burnout betroffen. Auch Asthma, chronischen Rückenschmerzen und Herzkrankheiten sind deutlich weiter verbreitet. 40% der Trans-Personen leiden außerdem unter Angststörungen. 

 

Die Zahlen sind erschreckend und geben nur kleine Einblicke in den Alltag der queeren Community. 

 

Wenn du noch mehr wissen möchtest, dann klicke doch zum Beispiel auf die Links innerhalb des Textes. Diese führen direkt zu den Studien. 

 

Dabei sollte man sich immer wieder vor Augen halten, dass hinter jeder dieser Zahlen eine Person steckt – eine Person wie du und ich. Niemand sollte Diskriminierung, Ausgrenzung oder Gewalt erfahren müssen. Dass die queere Community geringere Chancen auf ein gesundes Leben hat, ist ein Umstand, der so nicht bleiben kann. Es ist wichtig sich immer wieder vor Augen zu führen, dass jeder Mensch wertvoll und genau richtig ist.  

 

Sich allein mit Zahlen zu beschäftigen, reicht daher nicht. Wenn du Diskriminierung von queeren Menschen mitbekommst, ist es wichtig, die Stimme dagegen zu erheben und sich für die Person einzusetzen. Und wenn du eine queere Person in deinem Umfeld hast, dann sprich sie doch einmal darauf an, ob und wie du sie besser unterstützen, bzw. wie du für diese Person zu einem offeneren Miteinander beitragen kannst. Nur gemeinsam, egal ob queer oder nicht, können wir unsere Gesellschaft zu Offenheit und Wertschätzung von Diversität bewegen.