Das erste Mal lesbischer Sex

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FAQ YOU Team

Erste Male sind meistens spannend, aufregend, ungewohnt und irgendwie außerhalb der Komfortzone. Das erste Mal lesbischer Sex ist da nicht anders. Im Gegensatz zu anderen sexuellen Erfahrungen, gibt es bei lesbischem Sex aber meist viel weniger Anhaltspunkte oder – je nach Umfeld – Erfahrungen anderer, an denen man sich orientieren kann.

Wir leben in einer Welt, in der viele Prozesse und Beziehungen aus einer heterosexuellen Sicht betrachtet werden. Auch, wenn man selbst noch keinen Sex hatte, gibt es viel mehr Filme und Bücher, die heterosexuellen Sex darstellen und so zumindest eine Vorstellung davon kreieren, was einen erwartet und wie die sexuelle Dynamik zwischen einem Mann und einer Frau funktioniert. Viele Darstellungen werden der Komplexität von Sex zwar nicht gerecht, schaffen aber eine Art Skript, an das sich Menschen ohne sexuelle Erfahrungen bei ihrem ersten Mal halten. 

 

Sex zwischen zwei Frauen scheint da viel schwammiger. Wie genau bewegt man sich? Welche Positionen werden eingenommen? Wann hört der Sex auf?

Es herrscht immer noch sehr viel Unklarheit bei den meisten Menschen, wenn es um lesbischen Sex geht. In Filmen und vor allem in Pornos wird lesbischer Sex zwar auch dargestellt, häufig aber auf eine Art und Weise, die sich an dem orientiert, was ein meist männlicher Zuschauer erregend findet. Selten werden lesbische Pornos von Menschen geskriptet, die tatsächlich versuchen, sexuelle Dynamiken zwischen Frauen realistisch abzubilden.

 

Was also kann man vom ersten lesbischen Sex erwarten?

Kommunikation:

Zunächst einmal verschwimmen viele Grenzen, gerade weil es keine so klaren Abläufe und Vorgaben von außen gibt, wie die sexuelle Interaktion auszusehen hat. Natürlich halten sich auch nicht alle heterosexuellen Menschen immer an die gleichen Rollen und Abläufe, beim ersten Mal können diese aber eine gewisse Sicherheit geben.

Die Unklarheit beim lesbischen Sex kann dazu führen, dass von vornherein mehr kommuniziert werden muss – auch schon beim ersten Mal. Das kann viel Überwindung kosten, öffnet aber auch die Tür zu einem natürlichen Entstehen der sexuellen Interaktion.

Anstatt sich an bestimmte Vorstellungen zu halten, muss man sich mehr darauf fokussieren herauszufinden, was für alle Seiten funktioniert und was anderen Personen gefällt.

Anfang und Ende:

Viele Menschen differenzieren bei heterosexuellem Sex immer noch zwischen Vorspiel und dem „eigentlichen“ Sex, womit dann häufig die Penetration gemeint ist. Gerade bei lesbischem Sex wird jedoch klar: Nicht immer muss Penetration Teil von Sex sein.

 

Wie bei heterosexuellem Sex auch gibt es unendlich viele Optionen und Möglichkeiten miteinander zu schlafen. Sex fängt also nicht erst dann an, wenn ein Penis in einer Vagina ist, sondern wenn Menschen sexuell miteinander interagieren – ganz egal auf welche Art und Weise.

 

Auch das Ende von Sex ist in einer Dynamik zwischen Frauen häufig viel unbestimmter. Frauen fällt es durchschnittlich betrachtet viel leichter mehrmals hintereinander zum Orgasmus zu kommen. Bei Männern dauert die Resolutionsphase, also die Phase vom Zeitpunkt des Orgasmus‘ bis zur nächsten möglichen Ejakulation, meist länger. Abhängig vom Alter kann der Zeitraum unterschiedlich sein, viele Männer kommen jedoch nicht mehr als ein Mal bei einer sexuellen Interaktion.

Natürlich muss Sex dadurch nicht vorbei sein. Diese Annahme zieht sich aber immer noch sehr hartnäckig durch unsere Gesellschaft und sorgt dafür, dass der Orgasmus des Mannes oft das Ende des Sex‘ angibt.

Da nun Frauen häufiger und in kürzeren Abständen kommen können, richtet sich das Ende des Geschlechtsaktes mehr nach dem eigenen Empfinden dafür, wann die sexuelle Situation zu Ende ist.

Penetration:

Ein Mythos, der noch immer sehr weiter verbreitet ist, ist der, dass beim Sex zwischen zwei Frauen versucht wird, heterosexuellen Sex nachzuahmen.

In dieser Vorstellung dienen Dildos und andere Sexspielzeuge dazu, heterosexuellem Sex möglichst nah zu kommen und gewisse Abläufe zu übernehmen. Ob Penetration Teil von lesbischem Sex ist oder nicht, ist aber komplett davon abhängig, wie die jeweiligen Frauen in ihrer Dynamik dazu stehen. Es gibt es breites Spektrum von Körperteilen und Spielzeugen, mit denen man sich an ganz verschiedenen Stellen Lust bereiten kann.

Wichtig ist es, nicht davon auszugehen, dass sich für eine andere Frau genau die gleichen Dinge gut anfühlen wie für einen selbst. Weibliche Lust ist sehr komplex und es kann schwierig sein, sich nicht zu sehr an eigenen Vorlieben für Berührungen, Druck und Geschwindigkeit zu orientieren.

Deshalb ist es super wichtig, einfach immer wieder nachzufragen, was sich für andere Personen gut anfühlt. Es kann super spannend sein herauszufinden, wie unterschiedlich man ist oder wo eventuelle Gemeinsamkeiten liegen.

Gerade dadurch, dass bei lesbischem Sex Personen mit sehr individuellen Präferenzen und ähnlichen Anatomien zusammenkommen, ist es (wie bei jedem Sex) wichtig sich Zeit zu nehmen, aufeinander einzugehen und die Lust der anderen Person kennenzulernen.

 

Egal, ob zwei Frauen ihr erstes Mal zusammen haben oder eine Person bereits sexuelle Erfahrungen mit anderen Frauen gemacht hat: Beide Seiten sind oder waren mal an dem Punkt der Verunsicherung über die Frage: "Wie sieht lesbischer Sex eigentlich aus?".

 

Diese Ungewissheit ist also nichts, wofür man sich schämen muss, sondern kann vielmehr etwas sein, das man miteinander teilen, besprechen und auf dieser Grundlage dann eine ganz eigene Dynamik entdecken kann.