Die Wahrheit über Jungfräulichkeit

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FAQ YOU Team

Menschen vom Sternzeichen Jungfrau werden Attribute wie Reinheit, Ordnung und Ehrlichkeit zugeschrieben, Jesus selbst wurde angeblich von einer Jungfrau geboren und Frauen, die noch jungfräulich sind, werden als anständig betrachtet. All dies weist darauf hin, dass das Konzept Jungfräulichkeit nicht nur ein Relikt vergangener Zeiten, sondern auch heutzutage noch allgegenwärtig ist.

Seine Legitimation ist dabei entgegen dem weitverbreiteten Irrglauben nicht anatomisch fundiert, sondern basiert auf der Überlieferung eines religiös-patriarchalisches Konstruktes, welches schon seit Jahrhunderten die weibliche Sexualität kontrolliert.  

 

Aber reißt das „Jungfernhäutchen“ nicht beim ersten Mal Sex?

 
Nein! Bei dem Hymen handelt es sich nämlich um einen dünnen, dehnbaren Gewebesaum, der von Anfang an eine Öffnung besitzt. Ohne diese könnte das Blut während der Periode vor dem ersten Mal nämlich gar nicht ausfließen. Dringt das erste Mal ein Penis in die Vagina ein, dehnt sich diese Öffnung, reißt in den meisten Fällen jedoch nicht ein. Trotz dieses Wissens sind Praktiken, welche meist junge Frauen vor ihrer Hochzeit auf ihre Jungfräulichkeit testen sollen, in vielen Kulturen noch weit verbreitet.

 

Das Konstrukt Jungfräulichkeit heute? 


Im Gegensatz dazu hat das Konstrukt Jungfräulichkeit mittlerweile in vielen westlichen Kulturkreisen eine etwas andere, wenngleich nicht weniger einschneidende Bedeutung. Denn während das Leben und somit auch die Sexualität früher noch deutlich stärker durch Religionen, wie das Christentum, und dazugehörige Werte- und Normvorstellungen beeinflusst wurde, ist inzwischen ein deutlich anderes Verständnis von Sexualität in der Gesellschaft, aber insbesondere unter jungen Leuten, verbreitet. Die Thema Jungfräulichkeit und das „Verlieren“ dieser spielen dabei jedoch nach wie vor oftmals eine sehr bedeutsame Rolle.

 

Das erste Mal Sex wird demnach als bedeutendes Erlebnis im Lebenslauf, sogar als Meilenstein betrachtet und übt dadurch auf viele junge Menschen einen großen Druck aus. Viel zu oft werden die ersten sexuellen Erfahrungen deswegen nicht etwa aufgrund der eigenen Lust und des eigenen Empfindens gemacht, sondern um es endlich hinter sich zu bringen oder um nicht als Spätzünder dastehen zu wollen.  

 

Und auch hier finden sich wieder die Spuren des historisch bedingten Verständnisses einer Jungfrau, welche sich durch starke geschlechtsspezifische Unterschiede widerspiegeln. Während Mädchen, die noch keine Geschlechtspartner hatten, nämlich als anständig, rein und gut erzogen betrachtet werden, stehen Jungs als unerfahren oder unreif da. Mädchen mit viel sexueller Erfahrung werden immer wieder Opfer von slut shaming, Jungs hingegen sind in diesem Fall einfach schon richtige Männer.  

 

Was tun?


Um diesen ewigen Kreislauf der Charme und Demütigung zu durchbrechen, ist es an der Zeit, der Idealisierung der Jungfräulichkeit einen Schlussstrich zu ziehen und sie endlich als das zu betrachten, was sie tatsächlich ist: Ein veraltetes Konstrukt und eben nur das.

 

Sie kann nicht medizinisch belegt werden, sie kann nicht verloren gehen, stattdessen ist sie eine Erfindung vergangener Zeiten, die leider noch immer viel zu vielen Frauen auf dieser Welt Schaden zufügt.  

Dieser Beitrag war ein Statement Piece aus der Redaktion.